von Winnie Gegenheimer
Die kleine Clara grinst über beide Backen, als sie ihren Becher mit orangegelbem Apfelsaft geleert hat. Selbstverständlich nimmt sie nochmal! Eben noch ist der Saft schäumend aus der Presse der Kelter in Neusatz gelaufen, er riecht förmlich nach Apfel. Nathalie Krause und Markus Merkle haben den dicken Strahl durch ein Sieb laufen lassen, dann kommt er schon in den Krug. „Da ist nichts drin außer purem Apfel“, betont Timo Krause, Vorsitzender der IG Moschde Neusatz-Rotensol. Clara war hautnah dabei: mit den Eltern ist sie extra aus Niefern gekommen um mitzuerleben, wie die schweren Säcke mit Äpfeln von Tante und Onkel aus Ottenhausen zunächst gewogen und dann auf die hölzerne Schütte gewuchtet wurden. Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie aufmerksam fauliges Obst ausgelesen und dann staunend zugesehen, wie die Äpfel zunächst im Wasser gespült und dann von der Öffnung der Spindel „verschluckt“ wurden. Nathalie Krause, mit achtzehn Jahren jüngstes IG Moschde-Mitglied, hat versiert Lage um Lage an Rahmen, Platten und Tüchern aufgesetzt, in die dann der zerkleinerte Apfelbrei, die Maische, spritzend hineinfiel. „Man merkt den Äpfeln die Trockenheit des Sommers an“, stellt Merkle fest, „da steht viel weniger Saft in der Wanne vor dem Pressvorgang.“ Trotzdem sind Dörflingers aus Ottenhausen sehr zufrieden: aus knapp 150 Kilo Äpfeln wurden über 80 Liter Saft. Den größten Teil wollen sie erhitzen lassen und als Bag in Box-Einheiten einlagern. „Das Bag in Box-System wird immer mehr nachgefragt“, berichtet IG-Vorsitzender Krause, „gerade bei junge Familien, die vermehrt Saft machen. Vergorener Most ist da nicht mehr so gefragt.“ Genau so auch bei dem Ehepaar aus Langenalb, dessen Enkel Rosalie und Jonah aus Mutschelbach nicht nur gleich zum Probieren dabei sind, sondern auch einen guten Teil als haltbaren Saft mitnehmen. Am vergangenen Wochenende, dem ersten regulären Öffnungstermin der Kelter, hätten sie 2,6 Tonnen Äpfel verarbeitet, berichtet Vorsitzender Krause, an diesem Samstag 1,5 Tonnen und am kommenden Samstag seien es fast 3 Tonnen, die angemeldet wurden: „Die Ernte war aber vielfach nicht so ergiebig.“ Vorn an der Presse geht es Schlag auf Schlag: Wannen säubern nach dem Pressvorgang, Tücher mit dem Trester ausschütten, nächste Fuhre Äpfel wiegen. Vor dem Tor steht John Bode, Landwirt aus Schömberg, und verdichtet Trester in einem großen Fass – durch Festtreten: „Ich will das als Futter für meine Ziegen ausprobieren.“ Grinst – und tritt in Seelenruhe weiter. Den großen Restteil des Tresters holt übrigens Achim Dürr für seine Landwirtschaft ab. Drin an der Heißabfüllanlage schwitzen Cornelia Merkle und Christophe Gentil: die Stromsicherung springt wiederholt heraus, es kommt zum Stau bei der Bag in Box-Verarbeitung. Doch die Kunden zeigen viel Verständnis. Die entspannte Stimmung, trotz der Arbeit, die ansonsten wie geschmiert läuft, beeindruckt alle. „Die Erhaltung der alten Moste hier im ehemaligen Schulhaus liegt uns allen am Herzen“, spricht Timo Krause für die 39 ehrenamtlichen Mitglieder der IG, die sich an den samstäglichen Terminen mit dem Dienst abwechseln. Junge Verstärkung wäre sehr erwünscht!