"IG Moschde" Neusatz/Rotensol

Interessensgemeinschaft Obstanbau und Obstverwertung

Von Wildbienen, abnehmendem Artenreichtum und naturnahen Blühflächen

Der Frühling ist leiser geworden, was aber nicht nur an der Zunahme von Elektroautos und Akkusägen liegt, sondern vor allem an einbrechenden Beständen von Insekten, Vögeln, Amphibien und Kleinsäugern. Den dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt zeigte Manfred Kraft vom „Blühenden Naturpark“ den Zuhörern bei seinem von der IG Moschde organisierten Vortrag am 23.02. in der Remise Rotensol. Und er machte damit klar, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Mindestens 50% der etwa 500 Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht. Und infolge davon verschwinden auch Vögel, die von Insekten als Nahrungsquelle abhängig sind.

Die gute Nachricht: Wirklich jeder kann etwas tun, um vor allem Wildbienen, Käfern und Faltern zu helfen. Denn sie sind die Nahrungsgrundlage für zahllose andere Arten.

Allen voran ist die Landwirtschaft gefragt, bewirtschaftet sie doch den Großteil der Landesfläche, aber auch Kommunen mit ihren Grünflächen und vor allem die Gartenbesitzer:innen sind aufgefordert, mehr Unordnung zu- und den Rasenmäher öfter wegzulassen. Aber auch wer nur einen Balkon hat, kann den Insekten helfen.

Manfred Kraft zeigte in seinem Vortrag, welchen Lebenszyklus die Wildbienen haben, und dass durch die heutzutage üblichen mindestens 3 Mähgänge auf landwirtschaftlichen Wiesen sich die nächstjährige Generation von Wildbienen kaum noch entwickeln kann. 98% der Heuwiesen sind inzwischen zugunsten eiweißreicher Graswiesen verschwunden. Diese auch „Fettwiesen“ genannten Flächen werden für die heutigen Milchleistungen der Kühe als auch schnellere Erreichung von Schlachtgewichten in der Rindermast. Nur verschwinden mit den Heuwiesen auch die Lebensräume für Insekten, Vögel, Kleinsäuger.

Wie können Gärtner:innen konkret den Wildbienen helfen?

– Bei Blumen die Wildform pflanzen, denn der Pollen der Kulturformen ist für die Brut von Wildbienen ungeeignet bis giftig. Auch das meiste Saatgut für „Bienenweiden“ enthält Samen ungeeigneter Pflanzen.

– „Weniger ist mehr“ lautet das Motto, wenn es ums Aufräumen und Mähen geht. Zum Beispiel stufig mähen: Immer mal ein bisschen, nie alles auf einmal abmähen. Man kann Streifen, Formen oder Kunstwerke in die Wiese mähen, Hauptsache, es gibt unterschiedlich alte Wiesenabschnitte. In solchen Rückzugsräumen können die Wildbienen Unterkunft und Nistmöglichkeiten finden.

– Trockene verholzte Stängel von Himbeere, Brombeere oder Königskerze: Nicht schreddern, sondern mindestens drei Jahre stehen lassen, oder die Stängel vorsichtig abschneiden und aufrecht an einen trockenen Platz stellen. Denn im zweiten Jahr sind die Stängel trocken genug, dass etliche Bienenarten ihre Bruthöhle hineinbohren und Eier legen.

– Totholzhaufen und ungezähmte Ecken: Sie bieten ein Dach über dem Kopf für viele Insekten und Wildbienen, die gerne selbst ihr Zuhause bauen wollen.

– Zu Insektenhotels hat Manfred Kraft eine klare Meinung, „fast immer Schrott“. Es braucht eine Röhrenvielfalt von 2 bis 10 Millimeter Durchmesser, da die Bienen nur die Röhren wählen, welche einen leicht größeren Durchmesser als sie selbst haben. Und es gibt eben winzige bis große Wildbienenarten. Wildbienen bauen sich ihre Bruthöhlen am liebsten selbst und zwei Drittel von ihnen – wer hätte das gedacht – in den Boden. In die Bruthöhlen werden hintereinander in kleinen Kabinen je ein Ei plus Pollen als Babyfutter gelegt, damit im Fall von Nesträubern nicht alle Nachkommen umkommen.

– Schottergarten aufwerten: Auch diese Wüsten lassen sich in Oasen verwandeln, indem man ein Sandarium baut. Zunächst eine Art 40 cm hohes Hochbeet mit Trockensteinmauer errichtet, dieses wird mit einem Sand-Erde-Gemisch, dass sich in der Hand formen lässt und danach nicht wieder zerfällt(also klebt) , befüllt. Nun werden nur einige wenige Stauden eingesetzt, dazwischen sollten 2 bis 3 handgroße freie Flächen für die von den Bienen zu bauenden Brutröhren belassen werden.

– Artenarmen Rasen in eine artenreiche Blühwiese verwandeln: Wer einen Maulwurf im Garten hat, kann in die aufgeworfene Erde einfach Samen säen. Wer Gräser zugunsten von Blumen und Kräutern zurückdrängen will, kann einen Bereich im Frühling sehr kurz mähen, um lichthungrigen Pflanzen zu helfen. Ein weiterer Tipp ist, im Herbst Klappertopf auszusäen, da dieser Gras verdrängt. Es gilt jedoch, Geduld zu haben.

Für Imker gilt: Wer Bienenkästen aufstellt, soll auch für Futter im Garten sorgen, sonst verdrängen diese Nutztiere ihre wilden Verwandten vom Pollen und dann gibt es keine Koexistenz der verschiedenen Insekten, sondern Konkurrenz um das noch Wenige. Wildbienen – dazu zählen auch die Hummeln – sind aber in vielerlei Hinsicht die besseren Bestäuber als die Honigbienen, da sie bei kälteren Temperaturen schon fliegen.

Wer noch mehr Tipps braucht, zum Beispiel für geeignetes Saatgut, kann sich an den Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord wenden oder bei der IG Moschde nach Lieferantenadressen fragen.

Eure IG Moschde

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